Ungefähr in diesem Streifen wird der Kleinplanet (472) Roma in der Nacht vom 8. zum 9. Juli den hellen Stern Delta Ophiuchi bedecken: mit 42%-iger Wahrscheinlichkeit innerhalb der dicken grünen Grenzen und mit 52% auf der Zentrallinie dazwischen. In Blau bzw. Rot ein bzw. zwei Standardabweichungen: Hier nimmt die Wahrscheinlichkeit nach jetzigem Wissen stark ab, aber da die Position des Sterns am Himmel ungewöhnlich unsicher ist, sollten auch diese Flankenbereiche abgedeckt werden. [IOTA-ES, nach S. Preston]

Eben noch steht der Stern Yed Prior im Schlangenträger mit 2 7 gut sichtbar am Himmel – und plötzlich ist er weg, bis zu 7,5s lang: Genau das wird am Donnerstag, dem 8. Juli 2010, kurz vor Mitternacht passieren, in einem rund 75km breiten Streifen, der auch durch den Norden und Westen Deutschlands geht. Der 51km große Kleinplanet (472) Roma ist für das Ausknipsen von Delta Ophiuchi verantwortlich: Ein so heller Stern wird nur sehr selten von einem Kleinplaneten »getroffen«, und noch seltener zieht sich die Sichtbarkeitszone quer durch dicht besiedelte Landstriche und findet die Bedeckung unter geometrisch günstigen Umständen statt. In Deutschland ist es dann 23:58 MESZ, und Yed Prior steht gut 30° hoch am Himmel, 133° von der Sonne (die ca. 13° unter dem Horizont steht) und 159° vom ohnehin fast neuen Mond entfernt. Zuvor werden auch Teile Skandinaviens, danach Frankreich, Spanien und Portugal vom 9km/s schnellen Kernschatten Romas getroffen. Die Helligkeit des Sterns fällt dabei um 108 auf 135. – und zwar nicht schlagartig, sondern ziemlich langsam, handelt es sich bei Delta Ophiuchi doch um einen Roten Riesen der Spektralklasse M mit dem 60-fachen Sonnendurchmesser: Das entspricht bei einer Distanz von 170Lj etwa 1/100″, immerhin 1/3 des Winkeldurchmessers von Roma von 1/30″.

Damit werden sich Lichtkurven-Scharen der Bedeckung von verschiedenen Standorten aus nicht nur im Hinblick auf die Größe und Gestalt des Asteroiden hin auswerten lassen: Vor allem, wenn durch bestimmte Farbfilter beobachtet wird, sollte sich mit seiner Hilfe auch die komplexe Atmosphäre des Roten Riesen abtasten und räumlich auflösen lassen. Leider gibt es nur ein Problem: Die Position des Sterns am Himmel und damit der Lauf des Bedeckungpfades am Boden sind nicht so exakt bekannt, wie man es sich für eine gezielte Platzierung von Beobachtern wünschen würde – ausgerechnet jetzt widersprechen sich zwei etablierte Kataloge. Der Pfad könnte sich gegenüber der Karte hier durchaus noch etwas nach Südosten verschieben, weshalb es ideal wäre, die komplette Zone innerhalb von zwei Standardabweichungen (rote Linien) mit Beobachtern zu bevölkern. Vielleicht werden die Voraussagen im Juli noch einmal nachgebessert: Ein erneuter Blick auf die verlinkten Informationsseiten ist kurz vor dem außergewöhnlichen Ereignis zu empfehlen.

Daniel Fischer

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