Neuer Röntgensatellit Japans in Schwierigkeiten

Künstlerische Darstellung des japanischen Röntgensatelliten Hitomi (vormals ASTRO-H) während regulärer Beobachtungen im Erdorbit - wie es dem Satelliten jetzt geht, ist herzlich unklar. [A. Ikeshita/ Japanese Aerospace Exploration Agency]

Kein Kontakt mehr mit der Bodenkontrolle, mehrere unerwartete Objekte in seiner Nähe, eine ungeplante Bahnänderung und – von Amateurastronomen beobachtet – heftige Taumelbewegungen: Dem erst am 17. Februar gestarteten japanischen Astronomie-Satelliten Hitomi alias ASTRO-H muss an diesem Wochenende etwas Dramatisches widerfahren sein. Zwar empfing der Boden auch nach Beginn der Krise noch sporadische Signale, aber der Zustand von Hitomi – einem Astronomieprojekt mit starker internationaler Beteiligung, u.a. von NASA und ESA – ist derzeit völlig unklar. Die japanische Weltraumbehörde berichtete zunächst nur, dass es seit dem 26. März keinen Kontakt mehr gegeben habe, bis auf „ein kurzes Signal vom Satelliten“: Dabei herrscht noch Verwirrung, ob letzteres vor oder nach der Entdeckung von fünf Objekten statt einem auf der Bahn Hinodes durch die amerikanische Weltraumüberwachung ebenfalls am Samstag eintraf. Das Joint Space Operations Center des U.S.-Militärs hatte diese Radarbeobachtung als „Breakup“ gemeldet, was vielfach als fatale Explosion des Satelliten verstanden wurde, der noch mitten bei der Inbetriebnahme war.

So muss es aber nicht sein: Noch besteht die Möglichkeit, dass sich lediglich nicht lebenswichtige kleinere Teile von Hitomi abgelöst haben. Allerdings ist es dabei auch zu einer kleinen aber scharfen Bahnänderung gekommen: Etwas muss plötzlich aus dem Satelliten ausgeströmt sein. Spekulationen reichen von einer explodierten Batterie über eine Fehlfunktion des Antriebs bis zu einem geplatzten Instrument an Bord. Inzwischen wird der Satellit intensiv von Amateurastronomen beobachtet: Von den Fragmenten war bisher nichts zu sehen, aber Hitomi rotiert rasch, mit großen Helligkeitsmaxima – bis zu 3. Größe – alle 10 und kleinen alle 5 Sekunden, auch das dürfte nicht sein. Noch kämpft die japanische Raumfahrtbehörde mit allen Mitteln um ihren Satelliten, dessen Name „Pupille“ bedeutet: Er sollte eine neue Ära der Röntgenastronomie einleiten, dank eines Röntgen-Kalorimeters mit besonders guter spektraler Auflösung. Instrumente dieser Art sind bereits zweimal auf japanischen Satelliten gescheitert, deren Start misslang bzw. die gleich im Orbit versagten: Ein erneuter Verlust wäre ganz besonders frustrierend …

Daniel Fischer

LINKS:
Meldung der JAXA: http://global.jaxa.jp/press/2016/03/20160327_hitomi.html
Erkenntnisse zur Lage: spaceflight101.com/h-iia-astro-h/fate-of-japanese-space-observatory-unclear-after-serious-on-board-anomaly/
Details zum Satelliten: http://global.jaxa.jp/projects/sat/astro_h/files/astroh_presskit.pdf

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