Auch Zwergplanet Makemake hat einen Mond

Drei von 6 Hubble-Bildern vom 27. April 2015, die erstmals einen Begleiter des Zwergplaneten (136472) Makemake zeigen: als kleinen Fleck "auf 1 Uhr" vom überstrahlten Hauptkörper. Der Balken entspricht einer Bogensekunde; Artefakte durch Kosmische Strahlung etc. sind hier noch nicht entfernt. [Parker et al.]

Bei den anderen drei Zwergplaneten im Kuiper-Gürtel sind schon eine Weile Monde bekannt, gleich 5 bei Pluto, 2 bei Haumea und einer bei Eris – nur der 1500 km große Makemake war bislang einsam geblieben. Aber das hat sich vor exakt einem Jahr geändert, wie erst gestern bekannt gegeben wurde: Der noch namenlose Mond S/2015 (136472) 1 war am 27. April 2015 mit der Wide Field Camera 3 des Hubble Space Telescope beobachtet worden und ist auf allen sechs jeweils 725-Sekunden lang belichteten Aufnahmen durch den breiten Filter F350LP in 0.6 Bogensekunden Abstand von Makemake zu erkennen, 7,8 Größenklassen schwächer als der Zwergplanet. Auf identisch belichteten WFC3-Bildern zwei Tage später ist dagegen nichts mehr zu sehen, selbst 2,5 mag. schwächere Begleiter wären noch aufgefallen: Daraus schließen die Beobachter, dass sich der Mond in einer Bahn fast genau in der Ebene der Sichtlinie befindet und bei der zweiten Beobachtung im Glanz Makemakes verschwunden war. Solch ein Orbit würde auch erklären, warum der Mond bei ähnlich tiefen Makemake-Beobachtungen Hubbles 2006 unentdeckt blieb.

Da er nur auf diesen sechs Hubble-Aufnahmen erscheint und sich gemeinsam mit dem Zwergplaneten vor dem Himmelshintergrund bewegt, ohne dass eine Bahnbewegung erkennbar wäre, ist nicht viel über den noch namenlosen Makemakemond bekannt. Man kann, eine Kreisbahn angenommen, abschätzen, dass seine Umlaufszeit zwischen 12,4 und 660 Tagen und der Abstand zwischen 21000 und 300000 km liegt, wobei die mehrfachen Nicht-Sichtungen aber für einen eher nahen Orbit sprechen. Insbesondere der Durchmesser lässt sich nicht direkt bestimmen, da die Albedo des Körpers völlig unbekannt ist. Oder vielleicht auch nicht: Die Infrarotsatelliten Spitzer und Herschel haben nämlich schon vor Jahren jeweils mehr Wärmestrahlung aus der Richtung Makemakes gemessen als zu dessen durchgehend extrem heller Oberfläche passt – immerhin ist er nach Pluto der zweithellste Bewohner des Kuipergürtels. Es muss auch dunkles Material geben, das die Sonnenstrahlung aufnimmt und als IR-Emission wieder abgibt: Bisher wurde es in einem finsteren Areal auf Makemake selbst vermutet. Aber nun liegt nahe, dass die IR-Strahlung zum größten Teil oder ganz von seinem Mond stammt: Der wäre dann sehr dunkel und groß, bei einer Albedo von 4% z.B. 175 km im Durchmesser.

Daniel Fischer

LINKS:
Originalarbeit: http://arxiv.org/abs/1604.07461
Minor Planet Electronic Circular: http://www.minorplanetcenter.net/mpec/K16/K16H46.html
STScI Press Release: http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2016/18/full/

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