Was ist eigentlich … die Kochab-Methode?

Abb. 1 : Der Stern Kochab im Kleinen Wagen / Bären kann für eine schnelle Ausrichtung einer äquatorialen Montierung verwendet werden [Peter Oden / SkySafari]

Bevor ein Teleskop für fotografische Zwecke mit langen Belichtungszeiten eingesetzt werden kann, muss die verwendete äquatoriale Montierung möglichst genau auf den Himmelsnordpol ausgerichtet werden, um die Himmelsdrehung exakt ausgleichen zu können. Dieser Vorgang wird als Scheinern oder Einscheinern bezeichnet. Namensgeber hierfür war der deutsche Physiker Julius Scheiner, der diese Methode erstmalig in seinem Buch ‚Die Photografie der Gestirne‘ 1897 beschrieben hatte. Diese von Scheiner beschriebene Methode kann durchaus eine Stunde oder mehr in Anspruch nehmen, da sie mit ihren mehrfachen Wiederholungen recht zeitaufwendig ist. Deutlich weniger Zeit benötigt die sogenannte Kochab-Methode (vorgestellt vom Hobbyastronom Heinz Lotze) , die zwar nicht diese hohe Genauigkeit erreicht, aber für nicht allzu lang belichtete Astroaufnahmen und besonders für visuelle Beobachtungen völlig ausreichend ist. Die Methode basiert auf der Tatsache, dass der echte Himmelsnordpol, Polaris und der Stern Kochab ziemlich genau auf einer Linie liegen.

Beim Durchschauen durch den Polsucher des Teleskops (ein justierter Polsucher ist Voraussetzung für diese Methode!) sieht man einen Stundenkreis mit Gradeinteilung. Richtet man nun beim herkömmlichen Einstellen den Polsucher nach bestimmten Voreinstellungen (abhängig von Datum, Zeit und Standort) so aus, dass Polaris an der richtigen Stelle auf dem Kreis zu liegen kommt, so ist das Teleskop gut eingestellt.

Abb. 2: Typischer Kreis, der in einem Polsucher zu sehen ist. Polaris muss in diesem Kreis auf die richtige Position gebracht werden, die von diversen Parametern abhängt. [Peter Oden]
Die ganzen Überlegungen mit Datum, Uhrzeit und Position können aber mit der Kochab-Methode entfallen. Kochab steht (siehe Abb. 1) fast exakt gegenüber von Polaris im Verhältnis zum echten Himmelsnordpol (NCP). Dass das Bild im Polsucher um 180° gedreht ist, macht das Ganze noch einfacher:

  • Man schaut mit bloßem Auge, in welcher Richtung der Stern Kochab von Polaris aus gesehen steht.
  • Man stellt nun die Montierung so ein, dass im Polsucher Polaris in genau dieser Richtung auf dem kleinen Kreis steht. Da das Bild im Auge aufrecht und seitenrichtig wahrgenommen wird und im Polsucher genau entgegengesetzt, stehen hierbei Kochab und Polaris sozusagen in der gleichen Richtung.
  • Mit etwas Übung kann man sogar beide Augen geöffnet halten und damit beide Bilder gleichzeitig wahrnehmen.

In der Praxis wird die Montierung zuerst möglichst genau nach Norden ausgerichtet und zusätzlich genau horizontal aufgebaut. Die für die Kochab-Methode nötige Feineinstellung erfolgt dann mit den beiden Schrauben für Azimut und Polhöhe an der Montierung.

Kochab ist sozusagen ein Uhrzeiger für eine ganz genaue Sternenzeit und hilft uns hier auch auf diese Weise, unser Teleskop schnell und (!) genau auszurichten.

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